Nachhaltigkeit
Kann unser Konsum nachhaltig sein?
„Keine Schneeflocke in einer Lawine wird sich je verantwortlich fühlen …“ (Voltaire).
oder:„Jeder von uns ist auch Teil des Problems.“
Wenn wir beginnen, etwas an unserem eigenen (eventuell doch umweltschädlichen) Verhalten zu verändern, können wir unverzüglich etwas an diesem so drängenden Problem verbessern. In einer Welt, die immer mehr von Umweltproblemen und sozialer Schieflage geprägt ist, gewinnt das Thema Nachhaltiger Konsum immer mehr an Bedeutung.
Wir können doch bewusster und nachhaltiger leben und konsumieren. Mehr Bewusstsein und Nachhaltigkeit machen unseren Konsum meist noch nicht einmal teurer. Nachhaltiger Konsum umfasst eine Vielzahl von Aspekten, die darauf abzielen, die Umwelt zu schützen, soziale Gerechtigkeit zu leben und zu fördern.
12 zentrale Elemente zu nachhaltigem Konsum
1. Schonung unserer Ressourcen:
Der bewusste Umgang mit natürlichen Ressourcen, um deren Übernutzung zu vermeiden. Dazu gehört z.B. das Reduzieren von Energie- und Wasserverbrauch sowie die Minimierung von Abfall.
2. Nutzung umweltfreundlicher Produkte:
Der Kauf von Produkten, die umweltfreundlich hergestellt werden, wie z.B. Bio-Lebensmittel, Produkte aus recycelten Materialien oder solche, die ohne schädliche Chemikalien produziert werden. Hier in Heisingen gibt es zwar keinen Bioladen, am Stadtwaldplatz aber. Und die lokalen Supermärkte haben eine ordentliche Auswahl an Bioprodukten.
Insbesondere die Nutzung von Papier aus recycelten Zellstofffasern wie z.B. Druckerpapier, Toilettenpapier, Taschentücher, … hilft dabei, Bäume nicht weiter zu entnehmen, um daraus weißen Zellstoff zu produzieren. Gerade Bäume sind wichtiger denn je, denn sie nehmen große Mengen CO2 aus der Atmosphäre auf.
3. Wechsel zu Ökostrom
Energie aus Kohle, Gas und Öl heizt die Klimakrise massiv weiter an. Aber wir alle können uns mit der Wahl des Energieanbieters für den Klimaschutz entscheiden. Die CO2-Emissionen lassen sich durch Ökostrom um bis zu 90 % senken. Ein Vier-Personen-Haushalt kann durch den Wechsel zu Ökostrom im Jahr rund eine Tonne CO2 einsparen. Mit einem Balkonkraftwerk oder einer Solaranlage auf dem Dach lässt sich außerdem eigener Solarstrom erzeugen.
4. Mobilität:
Die Wahl umweltfreundlicher Verkehrsmittel wie Fahrrad, öffentliche Verkehrsmittel oder Carsharing bieten ein riesiges Potential CO2 einzusparen. Unser Stadtteil ist gut über zwei Buslinien mit der Essener Innenstadt und dem S-Bahnhof Kupferdreh verbunden. Recht zentral hat Heisingen zwei Carsharing-Plätze.
Sehr effektiv sind auch Fahrgemeinschaften.
Die Fortbewegung mit dem Flugzeug ist der klimaschädlichste Weg, um von einem zum anderen Ort zu kommen. Kurzstreckenflüge springen da besonders ins Auge: ein einziger Hin- und Rückflug von Hamburg nach München verursacht durchschnittlich 310 kg CO2 pro Person. Die Bahnfahrt dauert zwar oft länger, ist aber mit nur 37,4 kg CO2 sehr viel umweltfreundlicher. Auch die Deutsche Bahn fährt teilweise mit Ökostrom.
Weit entfernte Reiseziele sind ohne das Flugzeug oft nur schwer zu erreichen. Es lohnt sich jedoch für das Klima, sie seltener zu besuchen und dann gleich für eine längere Zeit.
Weniger Flüge bedeuten deutlich weniger CO2.
5. Weniger Fleisch auf dem Teller
Wer weniger Fleisch- und Milchprodukte verzehrt, erspart dem Weltklima einiges an CO2. Inzwischen ist Butter das klimaschädlichste Nahrungsmittel – noch vor Rindfleisch. Auch bei der Herstellung der meisten Käsesorten entstehen mehr Treibhausgase als durch Puten-fleisch.
Trotzdem spart auch schon eine vegetarische Ernährung pro Person 300 bis 400 kg CO2 im Jahr, das sind 30 %. Veganer:Innen produzieren durch ihre Ernährung durchschnittlich sogar nur halb so viel CO2, wie Personen, die Fleisch essen.
Das Futter in der konventionellen Tierhaltung besteht zu großen Teilen aus Soja, für dessen Anbau der Regenwald in Südamerika verschwindet. Dabei ist der Wald essentiell für ein ausgewogenes Klima und bietet zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum.
In unseren heimischen Restaurants gibt es immer mehr an vegetarischem Angebot auf den Speisekarten.
6. Lokale Produkte:
Der Kauf von regionalen und saisonalen Lebensmitteln und Waren reduziert den CO2-Ausstoß, der durch lange Transportwege entsteht. Denn bei langen Transportwegen für Obst und Gemüse, das im Winter etwa nur in südlichen Ländern wächst, entstehen überflüssige Emissionen: eine Portion Weintrauben aus Südafrika zum Beispiel verursacht allein durch den Transport ein Vielfaches an CO2-Ausstoß als heimische Trauben, die in Deutschland im September oder Oktober erntereif sind.
Müssen wir an Weihnachten unbedingt frische Erdbeeren essen? Neben den Emissionen durch den Transport wird für die Anbauflächen in vielen Ländern Natur zerstört und Unmengen von Wasser verbraucht, was dem Klima und der Artenvielfalt zusätzlich schadet. So schwindet für Palmöl in Südostasien der Regenwald, welcher aber CO2 aus der Luft filtert und das Klima schützt.
7. Nachhaltige Verpackungen:
Die Wahl von Produkten mit minimaler oder umweltfreundlicher Verpackung hilft, Plastikmüll zu reduzieren. Beim Einkauf auf dem Heisinger Wochenmarkt kann sogar auf die Verpackung des Verkäufers verzichtet werden, wenn man eigene Beutel oder Dosen dabei hat.
8. Second-Hand und Upcycling:
Der Kauf von gebrauchten Produkten oder das Wiederverwerten und Umgestalten von alten Gegenständen vermeidet Abfall, schont Ressourcen und vor allem den Geldbeutel.
9. Unterstützung des Fairen Handels:
Der Kauf fair gehandelter Produkte von Unternehmen, die faire Arbeitsbedingungen bieten gewährleistet gerechte Löhne für ihre Arbeiter. Ein sehr nah gelegener Weltladen befindet sich in Kupferdreh, unsere Supermärkte bieten auch eine kleine Auswahl an fairen Produkten.
10. Energieeffizienz:
Der Einsatz von energieeffizienten Geräten und Technologien senkt den Energieverbrauch oftmals enorm. Beim Waschen lässt sich auch Strom und somit CO2 sparen: die Maschine voll beladen, Vorwäsche weglassen und grundsätzlich mit höchstens 60 Grad waschen. Die meiste Wäsche wird auch bei einem Waschgang von 30 Grad sauber. Der verbraucht gegenüber einem Waschgang bei 60 Grad rund zwei Drittel weniger Strom. Im Sommer lässt sich zusätzlich Energie und somit CO2 sparen, wenn die Wäsche auf der Leine in der Sonne trocknet.
11. Energiefresser im Laden lassen:
Wer Neuanschaffungen macht, sollte auf die Energieeffizienz der Geräte achten. Kühlschränke, Waschmaschinen und Geschirrspüler sind besonders große Stromfresser. Nicht immer ist das billigste Gerät auf Dauer auch das preisgünstigste. Doch der höhere Preis rechnet sich oft schon in den ersten drei Jahren.
12. Bewusster Konsum:
Sich über nachhaltiges Handeln informieren und das Bewusstmachen über die Herkunft und die Auswirkungen der Produkte schafft eine größere Sensibilisierung für nachhaltigen Konsum und ein gutes Gefühl.
Die nachhaltige Konsumpyramide
Eine gute Orientierung, um unsere Konsumgewohnheiten zu überdenken und einen nachhaltigen Lebensstil anzustreben, bietet die Nachhaltige Konsumpyramide:
Ein genauerer Blick auf diese kann uns helfen, verantwortungsvollere Entscheidungen zu treffen:
Nutzen, was Du hast – Am nachhaltigsten ist es, gar nicht erst etwas Neues zu kaufen – sondern das zu nutzen, was du bereits hast. Für jedes neue Produkt sind Ressourcen nötig, außerdem sind die Herstellung und der Transport oft sehr energieintensiv und verursachen Emissionen. Eine neue Jeans beispielsweise braucht in der Produktion rund 8.000 Liter Wasser. In jedem neuen Smartphone stecken Konflikt-Rohstoffe wie z.B. Coltan, für das oft Kinder in Minen schuften. Je länger du nutzt, was du bereits besitzt, desto weniger Ressourcen und Energie verschwendest du.
Reparieren – So kannst du das, was du schon hast, länger nutzen. Einige Baumärkte, Elektronikketten und Möbelhäuser bieten Reparaturservices an. Mittlerweile gibt es in vielen Städten / Stadtteilen Repaircafés. Auch in unserem Stadtteil Heisingen wird es in Zukunft ein solches Repaircafé geben (dies ist noch in der Planung, möglicherweise wird es im Paulushof beheimatet sein). Wenn du etwas selber reparieren willst, findest du im Netz hilfreiche Anleitungen, z.B. auf YouTube.
Leihen – Nicht alles, was man braucht, hat man schon zu Hause. Aber auch wenn etwas fehlt, musst du nicht unbedingt einkaufen gehen – oft kannst du die benötigte Sache auch ausleihen. Am unkompliziertesten funktioniert das im Bekanntenkreis, es gibt aber auch spezielle Plattformen und Verleihdienste, z.B. in Baumärkten, in Drogerien oder im Kostümverleih.
Genau dafür bietet es sich hier auch in Heisingen an, über „nebenan.de“ das benötigte Gerät o.ä. für die meist kurze Benutzung auszuleihen.
Tauschen – Tauschen als echte Alternative zum Kaufen: du findest neue Kleidung auf Kleidertausch-partys, du holst dir ein neues Buch in einem öffentlichen Bücherschrank und lässt dort ein altes von dir zurück, in Tauschgruppen auf z.B. Facebook wirst du etwas los, was du gar nicht mehr brauchst. Auch bei diesem Thema leistet das Internet gute Dienste: hier gibt es viele Tauschbörsen.
Gebraucht Kaufen – Du kannst dein benötigtes Produkt vielleicht auch gebraucht kaufen. Dann verleihst du Dingen, die sonst vielleicht im Müll landen würden, ein zweites Leben. Es gibt mittlerweile reichlich Second Hand Märkte sowie viele hilfreiche Portale und Tipps. Insbesondere die Kindergärten und auch die Grundschulen hier in Heisingen veranstalten regelmäßig Second-Hand- und Tausch-Märkte.
Selbermachen – Selbermachen ist natürlich nicht in allen Bereichen möglich – und nicht jeder hat Fähigkeiten wie Nähen oder Möbelbauen. Vielleicht macht es aber auch mal Spaß, mit den Nachbarn einen neuen Tisch aus altem Holz für das gemeinsame Grillen im Garten zu bauen?
Aber vor allem bei der Ernährung kann Selbermachen wichtig sein. Stark verarbeitete Lebensmittel und Fertiggerichte enthalten oft fragwürdige Inhaltsstoffe.
Wenn du deine Mützen und Schals selber strickst oder dir einen Rock nähst, machst du dich von Moderiesen und Fast Fashion unabhängig.
Selbst gemachte Geschenke kommen doch oft viel besser an.
Kaufen – Wenn du dein benötigtes Produkt nicht leihen, tauschen, selber machen oder gebraucht kaufen kannst, bist du an der Spitze der Nachhaltigkeitspyramide angekommen: neu kaufen. Dabei solltest du darauf achten, dass die Ware ökologisch und fair hergestellt wurde und aus möglichst langlebigen Materialien besteht – damit du lange was davon hast.
Indem wir unseren Konsum überdenken und eventuell verändern, können wir nicht nur unsere eigene Lebensqualität verbessern, sondern können auch Gutes für unseren Planeten und damit für zukünftige Generationen tun.
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